Primorskibienen im ersten Wirtschaftjahr 2001
Eigenschaften und Verhalten von F1-Primorskivölkern
Einleitung
Im Sommer 2000 wurden die ersten Reinzuchtköniginnen vom USDA-Varroaresistenzprojekt von Amerika nach Deutschland importiert. Dr. Rinderer, Baton Rouge verglich seit 1996 amerikanische Bienen mit Bienen aus der Region Primorski in Rußland. Die Anzahl der Vorroen lag bei den Völkern russischer Herkunft immer unter den Zahlen der amerikanischen Völker. Dr. Koeniger, Oberursel, kam bei Vegleichsversuchen mit Primorskikönginnen und Carnicakönginnen zu ähnlichen Ergebnissen.
Auswinterung und Frühjahrsentwicklung
Im Sommer 2000 wurden sofort nach dem Eintreffen der Originalköniginnen Nachzuchten eingeleitet. Ziel war es, Drohnenvölker für das Wirtschaftsjahr 2001 zu erstellen. Die standbegatteten F1-Primorskiköniginnen wurden aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit auf 6-8 Dadantwaben eingewintert. Für die Belegstelle wurden 15 Völker ausgewählt. Von den 20 eingewinterten Königinnen lebten bei Aufnahme des Belegstellenbgetriebs noch 17 Königinnen. 1 Volk ging den Winter über ein. Zwei weitere Völker hatten schlecht begattete Könginnen. Sie bildeten Nachschaffungszellen oder wurden drohnenbrütig. Das Frühjahr 2001 war nicht nur für die Primorskivölker eine Herausforderung. Bis Ende April herrschte bei uns anhaltend schlechtes Wetter. Ende April wurde es schlagartig wärmer. Die Bienenvölker schafften bis Mitte Mai den Umbau vom Winter- zum Sommervolk. Die Bruträume wurden auf 8-10 Dadantrahmen erweitert und die ersten Honigräume aufgesetzt. Bereits im Vorjahr wurde Vorsorge für reichlich Drohnenbau getroffen. Es wurden Rahmen, die nur eine halbe Mittelwand enthielten zugegeben.
Honigertrag
Durch das naßkalte Frühjahr konnte nur von den starken Völkern reichlich Blütenhonig geerntet werden. Den Primorskivölkern wurden zur Frühtracht 0-2 Honigräume aufgesetzt. Der Ertrag lag zwischen 0 und 25 kg pro Volk, der Durchschnitt lag bei 11 kg Blütenhonig. Ende Mai, noch vor Ende der Rapsblüte, wurden die 15 Völker zur Belegstelle inmitten eines geschlossenen Waldgebietes verbracht. Auch im Wald, der etwa zwei Wochen honigte, brachten wieder die Völker den meisten Honig ( 2 Zargen), die auch schon in der Blütentracht vorne lagen. 3 Königinnen schafften es während des ganzen Jahres nicht, die Honigräume zu besetzen.
Schwarmverhalten
Von den 15 Völkern, die auf der Belegstelle standen, setzen 7 Weiselzellen an. Ab Ende Mai wurden sie spätestens alle 10 Tage ausgebrochen. 7 Völker gerieten nicht in Schwarmstimmung. Das stärkste Volk war in dieser Gruppe. 2 Völker hatten den ganzen Sommer über Schwarmzellen. Trotz der Schwarmzellen kam es nur in einem der Völker zu Brutunterbrechungen. Man konnte ausgebissene Zellen (sie wurden bei der Kontrolle übersehen), frisch bestiftete Zellen und großflächig neu mit Eiern belegte Brutwaben zu gleichen Zeit vorfinden. Zwei Völker gingen während des Jahres verloren. Eines setzte Nachschaffungszellen an, wahrscheinlich wurde die Königin während der Schwarmkontrolle erdrückt. Im anderen Volk hörte die Königin das Legen auf und wurde von den Bienen aus der Beute geworfen.
Sanftmut
Bei schönem Wetter, also bei Temperaturen um 20 Grad, konnten die Primorskibienen oder jegliche Schutzkleidung und ohne Smoker durchgesehen werden. Selbst Schwarmkontrollen, d. h. Abstoßen der Bienen von den Waben und anschließendes Zellenbrechen waren so möglich. Schutzkleidung und Rauch benötigte man, wenn es regnete und kalt war und trotzdem z. b. Schwarmkontrollen anstanden.
Varroaresistenz
Die Völker wurden am 15. Juli entweiselt, weil sie Anfang August für einen Begattungsdurchgang auf einer Insel vorgesehen waren. Mit dieser Maßnahme wurde erreicht, daß ein Großteil der Drohnen trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit in den Völkern geduldet wurde. die Bienen wurden am 21. August wieder auf den Heimstand verbracht. Keines der Völker hatte zu diesem Zeitpunkt verdecktelte Brut. eine günstige Gelegenheit die Varroasitaution zu überprüfen. Am 23. August wurden abends Schwammtücher mit 30 ml 85 %-iger Ameisensäure unten eingelegt. Am nächsten Morgen, noch vor Aufnahme des Bienenfluges, wurden die Tücher entfernt und die abgefallenen Milben gezählt. Es fielen zwischen 4 und 22 Milben, im Durchschnitt 9 Milben. Keines der Primorskivölker hätte gegen die Varroa behandelt werden müssen, um sicher durch den Winter zu
Belegstelle für Primorskiköniginnen inmitten einer geschlossenen Waldfläche
Brutwabe ohne ansitzende Bienen mit Weiselzellen in verschiedenen Stadien
kommen.Zusammenfassung und Ausblick
Die Primorskivölker entwickelten sich trotz der geringen Überwinterunsstärke und des schlechten Frühjahrs zu Ertragsvölkern, von denen sowohl Blüten- als auch Waldhonig geerntet werden konnte. Ich würde sie als friedfertig und im Schwarmtrieb beherrschbar bezeichnen. Selbst diese standbegatteten F1-Königinnen hätten ohne Varroabehandlung eingewintert werden können. Bei mir hat die Zeit nach der Varroa begonnen. Völker mit Primorskiköniginnen, egal ob standbegattet oder reinbegattet werden bei mir nicht mehr gegen die Varroa behandelt.
Damit sich evtl. Völkerverluste in Grenzen halten kann bis zur endgüligen Klärung der Primorskitauglichkeit durch die Wissenschaft folgendes Verfahren angewandt werden:
Im 2. Jahr werden die Völker nach der Tracht im Juli entweiselt. Es folgt eine 14-tägige Weisellosigkeit. Es ist darauf zu achten, daß keine Nachschaffungskönigin schlüpft. Auch dürfte in der Zeit die restliche Brut geschlüpft sein. Anschließend wird eine neue Königin zugesetzt. Je früher im Jahr die Völker entweiselt werden können , desto länger kann man die brtufreie Zeit ausdehnen.
Bei altem Wabenbau kann auch nach dieser 14-tägigen Wartezeit über die Kunstschwarmbildung ein Volk mit neuer Königin und neuem Wabenbau gebildet werden.
Über den Grad der Schädigung der Völker kann auf Varroaresistenz oder Varroatoleranz selektiert werden. Wenn jemand auf auf den Einsatz von Varroabekämpfungsmitteln nicht verzichten will, wäre bei der beschriebenen Methode auch eine Varroabekämpfung zu diesem Zeitpunkt möglich.
Sollten bereits nach einem Jahr Völker dabei sein, die in Bezug auf Varroaresistenz Schwächen zeigen, könnten die beschriebenen Methoden auch schon früher angewandt werden. Dieses Verfahren läßt auch zu, daß bei Einhaltung eines bestimmten Jahresrhythmus immer nur eine Teil der Völker neu beweiselt werden müßte. Für eine evtl. Spätrachtnutzung wären dann noch genügend Völker vorhanden.
Brutwabe mit Brut in allen Stadien und Weiselzellen
Die Bienen bleiben selbst bei längeren Störungen friedlich. Links Josef Koller, rechts Erik Österlund aus Schweden
Man sieht hier bei diesem Primorskivolk auch das traubenartige Aufhängen der Bienen am Rahmenunterträger, daß sonst typisch für Apis m. mellifera ist.