Eigenschaften der russischen Bienen



Erste Ergebnisse dargestellt auf einem Vortrag der Buckfastzüchtertagung in Neuenstein-Aua am 17./18.02.2001

Beschreibung der Bienen
Es handelt sich um Bienen aus der russischen Region Primorski an der Pa­zifikküste 200 km nordwestlich von Vladivostock. Ursprünglich gab es dort keine Honigbienen. Sie wurden durch russische Siedler aus dem europäi­schen Teil Rußlands dorthin gebracht. Das Verbreitungsgebiet von Apis cerena grenzt unmittelbar an. Somit waren diese Bienen von Anfang an mit der Varroamilbe konfrontiert.

Dr. T. Rinderer, Projektleiter der Versuche mit russischen Bienen in den USA faßt bei der Rassezugehörigkeit, zusammen: Die Farbe (dunkel bis rötlich braun) der Bienen läßt die Vermutung einer unterschiedlichen Herkunft zu. Sie ist nahe der Apis m. carnica anzusiedeln.

Die Bienen der Region entwickelten sich aufgrund dieser unterschiedlichen Ausgangspopulationen und der regionalen Gegebenheiten aufgrund Import und Selektion zum jetzigen Produkt. Die Vermessungen der Arbeiterinnen bei den Versuchen in Oberursel ergaben kein einheitliches Bild (je nachdem welches Merkmal vermessen wurde). Als Fazit wird die Biene den Balkanrassenkreis zugehörig eingestuft (Carnica und Macedonica).

Eine Vermessung von Drohnen auf dem Stand von Josef Koller (Volk R3) ergab beim Cubitalindex eine Verschiebung hin zur Apis m. mellifera. Auf dem dargestellten Diagramm sind die jeweiligen Mittelwerte von verschiednen Rassen eingezeichnet.
Volkssträrke und Volksentwicklung

Im Juni 2000 wurden die ersten Originalköniginnen nach Deutschland im­portiert. Wie schon beschrieben waren die Königinnen sehr unterschiedlich gefärbt. Die Farbskala reicht von rötlich braun (ähnlich dem lederbraun der Buckfastbienen) bis dunkel ( ähnlich der Carnica). Die Königinnen wurden in Ableger eingeweiselt (1 Wabe mit wenigen ansitzenden Bienen ohne Brut). Nach 14 Tagen wurde eine weitere Wabe mit ansitzenden Bienen ohne Brut zugehängt. Gleichzeitig wurden die ersten Nachzuchtserien gestartet. Die Völker mit den Originalköniginnen saßen bis Ende August auf 8-9 Zanderwaben. Die Bienenzahl dürfte bei der Einwinterung zwischen 7000 und 9000 Bienen gelegen haben. Die Völker entwickelten sich trotz der vielen Eingriffe (Zuchtstoffentnahme, Standbesichtigungen, Bienenprobenentnahme) zügig und gut. Sie bauten trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit überwinterungsfähige Völker auf. Die standbegatteten F1-Königinnen gleichen ihren Müttern im Aussehen. Sie erreichten eine Einwinterungsstärke von 6-8 Dadantwaben.

Wabenstetigkeit und Stechverhalten
Sowohl die Völker mit den Originalköniginnen als auch die F1-Ableger ließen sich normal bearbeiten. Nach einem Rauchstoß konnte man die Bienen Wabe für Wabe durchsehen. Auch bei Standbesichtigungen, bei denen die Völker länger offen blieben, traten keine Stechattacken auf. Die Bienen flogen nicht auf, sondern blieben auf den Waben sitzen. Sie sitzen nicht so ruhig wie die Bienen der Buckfastvölker, sondern sie laufen etwas unruhig auf den Waben.

Winterfestigkeit
Die Völker mit den Originalköniginnen wurde regelmäßg auf natürlichen Varroaabfall kontrolliert. Dabei konnte auch der Winterbienentotenfall abgeschätzt werden. Bis Mitte Februar fielen im Schnitt nicht mehr als 500 Bienen, d. h. sie behielten in etwas ihre Einwinterungsstärke. Die F1-Ableger wurden nicht regelmäßig kontrolliert. Beim allgemeinen Reinigungsflug in unserer Gegend um den 07.Februar waren sie aber unter den ersten, die Pollen brachten. Die Völker mit den Originalköniginnen starteten ihre Reinigungsflüge um den 15.02.2000, also gut eine Woche später.

Brutnest
Die Brutwaben erreichten nicht die große flächige Ausdehnung der Buckfastvölker. Auf jeder Wabe war das Brutnest mit Honig und Pollen umgeben. Auch die Brutwaben der F1-Ableger zeigten dieses Bild. Die Originalvölker brüteten auf 5-6 Zanderwaben. Die F1-Ableger legten ihr Brutnest 4-5 Dadantwaben an.

Honigertrag
Beim Honigertrag muß noch auf Zahlen aus den amerikanischen Versuchen zurückgegriffen werden. Die amerikanischen Völker erbrachten einen Durchschnittsertrag von 57 kg, die Völker mit russischen Königinnen lagen bei durchschnittlich 44 kg. Die „Linie blau“ der russischen Völker lag im Schnitt bei über 50 kg und hatte trotzdem einen niedrigen Milbenbefall (siehe Grafik).
Varroaabfall
Bei den importierten Königinnen auf dem Stand von Josef Koller wurde auch der natürliche Varroaabfall gemessen. Es fielen von August 2000 bis Februar 2001 insgesamt zwischen 247 und 97 Milben. Der tägliche Milbenabfall lag zwischen 4,38 und 0,18 Milben pro Tag. Die meisten Milben fielen im Spätsommer. Im Februar lag der durchschnittliche tägliche Milbenabfall zwischen 0,48 und 0,29 Milben pro Tag (sie Grafik).

Am 02.10.2000 wurden 8 Ableger (4 Buckfast und 4 F1-Ableger mit russischen Königinnen) mit 30 ml 85%-iger Ameisensäure behandelt. Die Schwammtücher wurden abends eingelegt und am nächsten Morgen wieder entnommen. Die abgefallenen Milben wurden ebenfalls am nächsten Morgen gezählt. Es fielen von den Buckfastablegern durchschnittlich 49 Milben bei den Ablegern mit russischen Königinnen 20 Milben. Diese Zahlen sollen aber nicht dazu verführen anzunehmen, daß auch schon standbegattete Bienenköniginnen russischer Abstammung varroatolerant oder –resistent wären. Erst zum Ende der Saison 2001 kann über die F1-Königinnen näheres berichtet werden.

Aussichten
Frühjahrsentwicklung, Schwarmverhalten und sonstige Volkseigenschaften konnten bei den nach Deutschland importierten Bienen aus Zeitgründen noch nicht ermittelt werden. In Amerika geht man ab diesem Jahr daran über ein gewisses Rotationssystem bei den Königinnenherkünften größere Landstriche auf Bienen russischer Abstammung umzuweiseln.

Diese Originalkönigin stammt aus derselben „blauen“Linie, ist aber dunkel gezeichnet

Auf jeder Wabe ist die Brut von Honig und Pollen eingerahmt

Sowohl die Originalkönigin als auch die Nachkommen sind lederbraun gefärbt

Auch die F1-Nachzuchtkönignnen (standbegattet) zeigten die typische Brut- Hongverteilung auf der Wabe. Hier eine Dadantwabe

Auffällig bei allen Bildern die ausgeräumten Brutzellen!!

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